Mein Wecker klingelt früh, weil um Sieben Schlüsselübergabe ist. Allerdings ist Pünktlichkeit wohl nicht unbedingt eine Stärke der Altentreptower und der Mann für den Schlüssel kommt erst halb Acht. So verpasse ich den ersten Bus nach Jarmen und verbringe einen ruhigen Vormittag mit der Tageszeitung in der Sonne. Die anschließende Fahrt nach Jarmen bietet mir für 4€ einen Abstecher in so ziemlich alle Dörfer auf der Strecke und so sehe ich die Ruine in klempenow, das Freibad in Burow und die Kirche in Glochen im Schnelldurchlauf. Die Strecke nach Jarmen ist übrigens gar nicht so lang, wie vermutet, sondern nur 25km. Da diese Buslinie aber mehr so etwas wie eine Schaufahrt ist, brauchen wir eine gute Stunde, bis wir in Jarmen sind.
Ich spiele mit dem Gedanken, mir ein Hotelzimmer zu nehmen, schließlich ist es der letzte Tag und meine Übernachtungskosten belaufen sich bisher aud knapp 13€. Das ist aber gar nicht so einfach: "Zimmer mit Frühstück" hat zu, das Hotel ist zu teuer, die Pension nicht besetzt. Was macht man da nur? Ich gehe erstmal zur Kirche. Die ist jedoc h ebenfalls zu. Fabelhaft. Aber Bänke gibt es hier auch so genug. Also setze ich mich, schlage den Feuilleton meiner Zeitung auf und warte, dass das Problem sich löst. Das pflegen Probleme nämlich auf dieser Reise zu tun.
-
Auf dem Weg zu Gästehaus Eich lässt mich meine rechte Achillessehne wissen, dass hier endgültig Schluss mit lustig ist. Nachdem Knie und Schulter endlich Ruhe geben, wächst sich nun der Schmerz an der Ferse zur Plage aus. Und immer nur rechts. Meine linke Körperhälfte hingegen scheint unverwüstlich. Ich weiß nicht, ob ich die letzte Etappe nach Greifswald so laufen kann, ich muss abwarten, ob es Morgen besser ist.
Nachdem ich noch ein bisschen am Marktplatz gesessen und die Sudokus der Tageszeitung gelöst habe, mache ich mich auf zur Burgstraße. Das Pfarrhaus gibt sich nicht als solches zu erkennen und ich muss erstmal jemanden fragen. Als ich an der Haustür klingle, kommt die Frau des Pfrarrers gerade nach Hause: Die Kinder sind bei Freund und Freundin, der Mann in Rheinsberg auf Radtour. Aber im Keller steht ein Bett für mich, das sie gleich - entgegen meiner Proteste - neu bezieht. Sie erinnert mich auch daran, dass am Samstag (Morgen) keine Busse von Jarmen nach Greifswald fahren. Ich muss also zumindest bis Kiesow laufen, Achillessehne hin oder her.
Jetzt spiele ich erstmal Telefonstation und erfahre Großartiges: Friedemann und Lena sind ab Sonntag wieder in Greifswald! Wie lange habe ich die beiden schon nicht mehr gesehen! Und wie sehr habe ich Friedemann vermisst! Schrecklick dolle! Jetzt freue ich mich doppelt auf Greifswald. Denn das bedeutet, ich werde auf jeden Fall bis Montag oben bleiben und dafür hat sich die Tour dann schon gelohnt.
Und Anna hab ich auch erreicht, sie kann mit dem früheren Zeitpunkt umgehen und bestätigt mir, dass der Zug nach Greifswald in Groß Kiesow hält. Ich hoffe, ich kann bis dahin laufen. Die Ferse schmerzt höllisch. Aber da kann man nichts machen, nur abwarten, Wäsche waschen und Beine rasieren. Ich schiebe auch noch einen Plausch mit der netten Frau ein, die mich hier so herzlich aufgenommen hat. Sie fährt heute noch zu einer Feier, ich gehe aber völlig erschöpft ins Bett, um Morgen für die letzten 16 Kilometer fit zu sein. So weit ist es noch bis Groß Kiesow und dann die letzten 11km mit dem Zug. Ich freue mich so auf Greifswald!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen