20100804

Tag 4 (25.07.10) Wustrau - Neuruppin - Rheinsberg

Gester war noch eine Jugendcamp-Gruppe aus Chemnitz auf dem Campingplatz, die mit dem Rad nach Stralsund will - langsam habe ich das Gefühl, dass die Küste für alle ein großes Ziel ist.
Heute war ich dann in Wustrau im Gottesdienst, um mir die Studienkollegin meiner Mutter nazuschauen und das nächste Nachtlager zu organisieren. Die Pfarrerin hat aber offensichtlich Urlaub und so musste ich mit ihrer Vertretung Vorlieb nehmen. Der nette Herr konnte mir sagen, dass sich in Rheinsberg ein Pfarrhaus befindet und er schien auch mein Ansinnen, dort zu übernachten, völlig verständlich zu finden.
Nachdem ich gestern die Routen für die kommenden Tage angesehen hatte, wurde mir bewusst, dass ich die Waldetappe Neuruppin - Rheinsberg vielleicht lieber doch nicht zu Fuß zurücklegen möchte. Zu stark ist noch die unschöne Erinnerung an den Luch. Also bin ich heute bis Neuruppin gelaufen und wollte dann mit dem Zug nach Rheinsberg weiter. Es fährt aber kein Zug nach Rheinsberg. Schienen gibt es zwar, aber die werden schon seit Jahren nicht mehr befahren, meinte die Frau von der Bahninformation. Ein Bus fährt aber. Und trotz Sonntag bin ich für die letzte Verbindung noch nicht zu spät dran. Hauptsache, ich finde nach 6 schnell das Pfarrhaus und kann auch dort schlafen.

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Nach schier endlos langen 2 Stunden Warten besteige ich den Bus nach Rheinsberg und habe dabei überhaupt kein schlechtes Gewissen - der Blick aus dem Fenster beweist mir nämlich, dass der Weg durch den tiefsten Wals führt. Ich sitze im Bus ganz vorn und kann so gut das Programm des 70er-80er-Radiosenders verfolgen. Jedes Lied reißt mich mit, so ausgehungert nach Musik bin ich. "If you can't give me love - ah-ah...", ich summe leise mit und bin bester Dinge. Wenn jetzt noch alles mit dem Pfarrhaus klappt... ich weiß noch gar nicht, was ich da sagen will, wenn ich halb Sieben auf der Matte stehe und einen Schlafplatz suche.
Erstmal suche ich aber das Pfarrhaus. Das dauert ein bisschen, weil mich die Rheinsberger Hausnummerierung einfach überfordert. Unter den ganzen Touristen (woher hat Rheinsberg die?) finde ich am Markt ein paar Einheimische, die mir den Weg weisen können.
Als sich die Tür des Pfarrhauses öffnet, ist es, als hätte man nur auf mich gewartet. Ich bekomme einen Schlüssel fürs Gemeindehaus, das mit Flügel, Kühlschrank, Geschirrspüler, Herd und Toiletten voll ausgerüstet ist und ich bekomme sogar noch Tomatensalat. Tomatensalat! Den ganzen Tag schon hatte ich Lust auf 'was salziges und jetzt gibt es Tomatensalat! Es ist ein wunderbarer Urlaub. Und es wird noch besser: Ein Mann, der hier offensichtlich die Musikinstrumente verwaltet und zwei andere junge Menschen schauen sich in den Schränken nach alten Blasinstrumenten um. Als ich frage, was sie damit vorhaben, sagen sie, dass Wir sind Helden in der Nähe ihr neues Musikvideo drehen und dafür noch Blasinstrumente brauchen. Verrückt. Auch deswegen, weil ich letzten irgendwo las, dass ein neues Video gedreht werden soll. Also hier. Morgen. Mit dem Horn, dass ich gerade eben noch bewundert habe.
Für mich soll es Morgen nach Strasen gehen. Ich hoffe, die Schultern machen mit.

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