20100804

Tag 2 (23.07.10) Tietzow - Hakenberg

Es regnet. Es hat fast die ganze Nacht hindurch geregnet und es sieht nicht so aus, als würde es bald aufhören. Ich gebe dem Himmel noch bis zum Mittag Zeit, dann packe ich mein nasses Zelt zusammen und gehe weiter - wenigstens bis Linum will ich heute noch kommen. Einen Tag ganz zu pausieren ist bei dem spärlichen Vorkommen von Einkaufsmöglichkeiten nicht drin. Zudem hab ich die letzte Chance in Börnicke verpasst und muss jetzt vor Sonntag nochmal den Lebensmittelvorrat auffüllen.

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Die 14km von Tietzow bis Linum liefen sich heut sehr schnell - das lag aber wahrscheinlich an den Tieren:
Nachdem ich das nasse Zelt eingetütet habe, gibt es erstmal Rehe, Hasen, Wildschweine und eine Reiherkolonie zu sehen. Als der Weg dann aber eine Biegung macht, kommen ganz andere Tiere dazu: Plötzlich fliegen mir Bremsen ins Gesicht und umschwirren mich. Eine Zeit lang halte ich es um mich schlagend aus, aber dann habe ich genug. Ich jogge mit Gepäck, bis ich endlich wieder Asphalt unter den Füßen habe. Dabei verliere ich zwischendurch den Wanderweg und muss die Pause in Kuhhorst ausfallen lassen, weil das nun nicht mehr auf dem Weg liegt. Entlang der Landstraße nach Linum ist aber schlicht kein Platz zum rasten, sodass ich mich eben bis dorthin weiter durchprügele, um dort schließlich völlig erschöpft auf eine Bank zu sinken.
Auf dem Weg in das Dorf habe ich eine Kirche gesehen und schöpfe Hoffnung, dort ein Pfarramt mit fließend Wasser und Garten zum Zelt zu finden. Diese Hoffnung steigert sich ins Unermessliche, als ich während meiner Pause eine Diakonisse erspähe. Schwester Anneliese hat zwar einiges über die Kirche zu erzählen, muss aber meine Hoffnung bezüglich des Pfarrgartens zerschlagen. Also heißt es weiter nach Hakenberg, schließlich ist noch früher Nachmittag.
Am Rande des Weges ist auf der Karte ein See eingezeichnet. Den wollte ich erreichen, um dort zu zelten. Weil meine Beine aber von der morgendlichen Joggingtour ziemlich erschöpft sind und der Weg im Wald nur noch vage ausgezechnet ist, nehme ich kurzer Hand die Langstraße und werde dann den letzten Kilometer nochmal gefahren.
Bei meiner Pause am Ortsausgang Hakenberg treffe ich 2 junge Mönner, die mit dem Rad von Berlin nach Rostock unterwegs sind. Heute wollen sie noch bis Neuruppin - da komme ich wohl erst übermorgen an.

Das Schlafen wächst sich derweil zum Problem aus. Ich habe mein Zelt auf eine Bremsenwiese gestellt und mich dann hinein geflüchtet. Nun warte ich, dass jemand kommt und mich wegschickt. Die Nächte sind bisher am Schlimmsten. Tagsüber sind alle aufgeschlossen und hilfsbereit, nachts fühle ich mich wie ein Verbrecher, jemand, der gelitten ist, nicht willkommen.
Morgen will ich in Wustrau schauen, ob ich auf den Campingplatz komme. Dieses unsichere Schlafen tut mir nicht gut: Sobald ich im Zelt liege, überlege ich, alles abzublasen und nach Hause zu fahren. Noch nicht. Noch.

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