20100814

Tag 13 Greifswald - Dessau

Heute Morgen erwache ich abrupt Punkt Sieben. "Weiter!", braust es mir durch den Kopf. Wieder auf dem Weg sein, voller Hunger auf das bekannte Ziel, das doch auch neu ist und voller Sehnsucht nach meinem momentanen Aufenthaltsort. Eine Sehnsucht, die langr vor meinem Aufbruch beginnt. Und die nie ganz vergeht.
Es ist eine interessante Erfahrung, nach fast drei Jahren alte Freunde anzurufen und nur zu sagen "Ich bin in der Stadt", und dann aufgenommen zu werden, als hätte man sich nicht Jahre nicht gemeldet, wäre nicht so unglaublich lange allein auf Reise gewesen. Auf diese Art und Weise wird auch Greifswald zu Hause, ein Basis-Camp auf dieser Expedition, die wir Leben nennen. Davon erzählt auch das Frühstück bei Friedemann und Lena: Es kommt ohne Blender-Szenen, ohne idyllische Hintergrundmusik und kulinarischen Schnick-Schnack aus. Es verkörpert einen Alltag, der durch Verlässlichkeit besticht und der ans Herz schlägt. Einfach weil auch hier immer noch mein Herz ist und weil ich hier sein darf. Einfach sein.

Am Bahnhof kaufe ich postkarten und schicke sie an die Menschen, bei denen ich für eine Nacht unterkommen durfte. Es sind 5 Karten. Zu wenig. Vielen anderen müsste ich noch danken und versichern, dass ich heil angekommen bin. All denen, die mir den Weg gewiesen, mich ein Stück mitgenommen, meine Wasserflaschen aufgefüllt haben. Allen, die mit mir Pause gemacht haben auf dem Weg, die mir ihr Leben erzählten, mit etwas zu Essen abgaben und so freundlich waren. Es war ein Abenteuer, ein Wagnis, manchmal eine Tortur, aber auch eine große Freude, ein stetiges über mich selbst Hinauswachsen und eine große Lehrstunde in Vertrauen.

Tag 12 (02.08.10) Greifswald

Und als ich dem Zug entsteige, begrüßt mich die Hafenstadt mit offenen Armen. Plötzlich ist Urlaub. Wie setzen uns an den Hafen, schlafen lange, gehen in den Tierpark und essen Döner. Heute kommen dann Franzi und Hauke zum Brunch vorbei und am Nachmittag endlich Treffen mit Friedemann. Es soll mein letzter Tag in Greifswald sein. Morgen geht es wieder Richtung Heimat. Glücklich. Und entspannt.

Tag 10 (31.07.10) Jarmen - Groß Kiesow - Greifswald

Auch heute bin ich um 6 aufgestanden, habe mich aus dem Haus geschlichen und den Schlüssel und ein Danke-Briefchen ins den Briefkasten geworfen. Es ist wunderbar im ersten Tageslicht schon auf dem Weg zu sein und zu sehen, wie die Welt neu wird. Ein strahlend blauer Himmel spannt sich über diese letzte Tour und ich laufe schmerzfrei bis nach Wieck, wo ich eine Pause mache und Frühstück kaufe. Das esse ich dann in Vargaz in einer Bushaltestelle. Es ist erst 9 und die Hälfte der Strecke liegt bereits hinter mir. Ich darf aber nicht zu früh in Groß Kiesow sein, schließlich habe ich mich bei Anna für gegen 4 angemeldet. Was bedeutet, dass ich durchaus schon um 3 kommen kann, aber noch nicht um 12.
Es wird also mal wieder sehr entspannt, ich schlenkere durch diesen wunderbaren Sonnentag und mache viel Pause. Aber trotz aller Pausen bin ich in Groß Kiesow dann doch ziemlich fertig und mal wieder früh dran, also rolle ich meine Isomatte im Schatten neben dem Bahnhof aus und lege mich ein bisschen hin. Auf dem Bahnsteig zu sitzen, ist keine Option, da ich meine Protion Sonnenbrand für heute schon habe.
Es war eine gute Etappe: Sonnig, flach, ein bisschen windig und auch anstrengend und voller Vorfreude. Jetzt liege ich hier und versuche schon etwas von Greifswald zu spüren. Es gelingt mir nicht, ich bin noch ganz Weg und kann das Zielgefühl nicht antizipieren.

Tag 9 (30.07.10) Altentreptow - Jarmen

Mein Wecker klingelt früh, weil um Sieben Schlüsselübergabe ist. Allerdings ist Pünktlichkeit wohl nicht unbedingt eine Stärke der Altentreptower und der Mann für den Schlüssel kommt erst halb Acht. So verpasse ich den ersten Bus nach Jarmen und verbringe einen ruhigen Vormittag mit der Tageszeitung in der Sonne. Die anschließende Fahrt nach Jarmen bietet mir für 4€ einen Abstecher in so ziemlich alle Dörfer auf der Strecke und so sehe ich die Ruine in klempenow, das Freibad in Burow und die Kirche in Glochen im Schnelldurchlauf. Die Strecke nach Jarmen ist übrigens gar nicht so lang, wie vermutet, sondern nur 25km. Da diese Buslinie aber mehr so etwas wie eine Schaufahrt ist, brauchen wir eine gute Stunde, bis wir in Jarmen sind.
Ich spiele mit dem Gedanken, mir ein Hotelzimmer zu nehmen, schließlich ist es der letzte Tag und meine Übernachtungskosten belaufen sich bisher aud knapp 13€. Das ist aber gar nicht so einfach: "Zimmer mit Frühstück" hat zu, das Hotel ist zu teuer, die Pension nicht besetzt. Was macht man da nur? Ich gehe erstmal zur Kirche. Die ist jedoc h ebenfalls zu. Fabelhaft. Aber Bänke gibt es hier auch so genug. Also setze ich mich, schlage den Feuilleton meiner Zeitung auf und warte, dass das Problem sich löst. Das pflegen Probleme nämlich auf dieser Reise zu tun.

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Auf dem Weg zu Gästehaus Eich lässt mich meine rechte Achillessehne wissen, dass hier endgültig Schluss mit lustig ist. Nachdem Knie und Schulter endlich Ruhe geben, wächst sich nun der Schmerz an der Ferse zur Plage aus. Und immer nur rechts. Meine linke Körperhälfte hingegen scheint unverwüstlich. Ich weiß nicht, ob ich die letzte Etappe nach Greifswald so laufen kann, ich muss abwarten, ob es Morgen besser ist.

Nachdem ich noch ein bisschen am Marktplatz gesessen und die Sudokus der Tageszeitung gelöst habe, mache ich mich auf zur Burgstraße. Das Pfarrhaus gibt sich nicht als solches zu erkennen und ich muss erstmal jemanden fragen. Als ich an der Haustür klingle, kommt die Frau des Pfrarrers gerade nach Hause: Die Kinder sind bei Freund und Freundin, der Mann in Rheinsberg auf Radtour. Aber im Keller steht ein Bett für mich, das sie gleich - entgegen meiner Proteste - neu bezieht. Sie erinnert mich auch daran, dass am Samstag (Morgen) keine Busse von Jarmen nach Greifswald fahren. Ich muss also zumindest bis Kiesow laufen, Achillessehne hin oder her.
Jetzt spiele ich erstmal Telefonstation und erfahre Großartiges: Friedemann und Lena sind ab Sonntag wieder in Greifswald! Wie lange habe ich die beiden schon nicht mehr gesehen! Und wie sehr habe ich Friedemann vermisst! Schrecklick dolle! Jetzt freue ich mich doppelt auf Greifswald. Denn das bedeutet, ich werde auf jeden Fall bis Montag oben bleiben und dafür hat sich die Tour dann schon gelohnt.
Und Anna hab ich auch erreicht, sie kann mit dem früheren Zeitpunkt umgehen und bestätigt mir, dass der Zug nach Greifswald in Groß Kiesow hält. Ich hoffe, ich kann bis dahin laufen. Die Ferse schmerzt höllisch. Aber da kann man nichts machen, nur abwarten, Wäsche waschen und Beine rasieren. Ich schiebe auch noch einen Plausch mit der netten Frau ein, die mich hier so herzlich aufgenommen hat. Sie fährt heute noch zu einer Feier, ich gehe aber völlig erschöpft ins Bett, um Morgen für die letzten 16 Kilometer fit zu sein. So weit ist es noch bis Groß Kiesow und dann die letzten 11km mit dem Zug. Ich freue mich so auf Greifswald!

20100809

Tag 8 (29.07.10) Penzlin - Mölln - Altentreptow

Der Tag in der Sozialstation beginnt früh. Weil es schon so hell ist, fürchte ich, den Wecker verschlafen zu haben und hechte mich aus dem Schlafsack. Es ist erst Viertelsieben, ich bin aber wach. Also mache ich mich fertig und bin noch vor Sieben auf dem Weg. Allerdings habe ich mich vom gestrigen Marsch noch nicht wirklich erholt und werde die guten 20km bis Wolde nicht laufen können. Ich will die Etappe aber auch nicht teilen, denn langsam werde ich ungeduldig und will endlich ankommen. Ich will einfach nicht mehr auf dem Weg sein. Es nervt. Immer unsicher, auf der Suche, halbverirrt und völlig vom Wetter abhängig. Eigentlich will ich nach Hause. Aber ich bin ja jetzt fast am Ziel. Nur noch ein paar Tage. Ich muss geduldig sein.
Doch mein Drang nach dem Fortvonhier schlägt sich auch auf meine Laufgeschwindigkeit nieder: Die 11km bis Mölln laufe ich in knapp 3h inkl. Pausen. Von dort will ich mit dem Zug weiter und kriege auch direkt einen nach Neubrandenburg, dort steige ich um und fahre wieder nach Norden zurück bis Altentreptow.
Als ich ankomme ist noch nicht Mittag und ich bin bereits weit über das Tagesziel hinaus. Die Route verschiebt sich zunehmend, Und ich will immer nur weiter und weiter. Da hilft nur eins: Bleiben. Ich schaue mir Altentreptow an und setze mich an den Marktplatz. Später will ich im Pfarrhaus vorbeischauen, jetzt gilt es erstmal irgendwie Ruhe reinzubringen und die Route neu zu planen. 2-3 Tagesetappen sind es noch. Die werde ich wohl auch noch schaffen. Nur Anna muss ich jetzt nochmal anrufen und dagen, dass ich doch früher komme. Es ist schwierig, zu entscheiden, wie die Route jetzt weitergehen soll. Seit dem Verlassen der Seenplatte haben sich die Wanderwegen drastisch dezimiert. Auf der Landstraße läuft es sich nicht gut. Ständig muss man auf Autos lauschen und gegebenenfalls ausweichen. Campingplätze gibt es auch keine mehr. Es hat Spaß gemacht bis hierhin. Ein Wagnis, ein Abenteuer. Und nun? Scheitern will ich an diesen letzten knapp 70km nicht. Ach, ich weiß nicht... Frieden hab ich auch noch nicht gemacht, nicht wirklich. Habe nur angefangen. Vielleicht wäre jetzt, hier auf der Bank an der kleinen Tollense in Altentreptow der passende Zeitpunkt?
Nachdem ich einige Zeit lustlos Gedanken von Links nach Rechts geschoben habe, beschließe ich, mir die St. Petri-Kirche anzusehen, die ich für ein katholisches Gotteshaus halte. Sie ist groß, hat einen wunderschönen Altar und ist evangelisch. Der ältere Herr, der die offene Krche betreut, gibt mir neben einer Führung auch noch eine kleine Geschichtsstunde und zeigt mir am Ende sogar das Pfarrhaus.
Als ich dort klingle, bewegt sich nicht, aber ich habe aus Gestern gelernt und klingle erneut mit Nachdruck. Wieder nichts. Ich will zurück zur Kirche, um mir von meinem Historiker einen Rat geben zu lassen, aber da liest mich bereits ein Mitglied des Gemeindekirchenrates auf: Der Pfarrer ist im Urlaub. Der Kirchenälteste - Rudi - sieht mich lange an und überlegt. Schließlich befindet er mich für vertrauenswürdig und überlässt mir für diese Nacht den Jugendraum der Gemeinde. Er zeigt mir das Gebäude, das direkt auf dem Kirchhof steht, übergibt mir den Schlüssel und lässt mich wieder mit dem Historiker allein. Wieder werde ich nicht nach dem Namen gefragt. Vielleicht habe ich Namen immer überbewertet? Der Historiker jedenfalls - der gar kein Historiker ist, sondern ein geschichtsinteressierter Rentner - erzählt mir noch eine ganze Weil etwas über Napoleon, Luther, Kirchenbesucher, Zarah Leander, Greifswald und Altentreptow. Es ist bemerkenswert, was er alles weiß und zu berichten hat und als ich sehe, wie er beim Erzählen aufblüht, da beschließe ich, dass ich durchaus eine Stunde Zeit habe, um ihm zu zu hören. Als die Stunde fast rum ist, wird uns beiden das Stehen lang und wir verabschieden uns - er geht zurück in die Kirche und ich mache einen Stadtrundgang.
Jetzt erst bemerke ich, wie schön Altentreptow ist: Die malerische Altstadt, durch die die kleine Tollende fließt, die schmalen Gassen und der Park an der (großen) Tollense. Vor lauter Freude beschließe ich, heute Abend zu kochen und kaufe bei Aldi gnocchi, Champignons und Frühlingszwiebeln. Was im Jugendhaus folgt, ist feinste Improvisation: Ich ersetze Öl und Salz durch Salami und nehme Senf statt Pfeffer. Es ist ausgezeichnet. Und wie ich da in der Sonne bei meinem frühen Abendbrot sitze, passiert es: Ich mache Frieden.
Ich muss mich die letzten Kilometer nicht durchpeitschen. Ich bin hier im Urlaub. Morgen schaue ich mir Jarmen an und dann gehe ich ganz in Ruhe nach Greifswald hoch.

20100807

Tag 7 (28.07.10) Strelitzalt - Weisdin - Prillwitz - Penzlin

Gestern Aben saß ich noch mit der CVJM-Grupe zusammen und ich tippte mit Sandra einige Knackpunkte den christlichen Glauben betreffend an. Ein wirkliches Gespräch kommt aber erst heute Morgen zu Stande. Sandra und ich sind schon durch Bad, die Jungs schlafen noch. Wir unterhalten uns lange und ich komme wieder nicht vor 9 los, dafür aber mit neuen Impulsen.
Da ich gestern die Route unplanmäßig verlegt habe, muss ich heute ein Stück nur mit Übersichtskarte laufen. Ich will auf den kleinen Straßen bis Thurow und dann per Wanderweg weiter. Auf dem Weg durch Strelitzalt treffe ich aber einen Mann, der mir die wesentlich kürzere Nord-Süd-Forststraße nach Weisdin empfiehlt. Ich finde sie und laufe immer stur nach Norden - mit Erfolg: Nach guten 9km erscheint die Badestelle in Weisdin. Das ist dann die Hälfte für heute!
Nach ausgiebiger Pause an der Badestelle geht es weiter nach Blumenholz, dem eigentlichen Tagesziel. Ich beschließe aber, weiter nach Prillwitz zu gehen, um dort ein Pfarramt aufzusuchen. Kaum bin ich auf der Straße, hält auch schon eine Frau an und nimmt mich die 5km mit. Das ist eine glückliche Fügung, denn in Prillwitz ist kein Pfarramt, das ist im Nachbarort, der westlich von Prillwitz liegt und somit nicht mehr auf der Route. Die geschätzten 6km bis Penzlin scheinen mir nicht weit zu sein und so stiefle ich los.
Die Landstraße wartet mit 12% Steigung auf und die 4km bis Werder ziehen sich endlos. Ich gehe im Stechschritt aus Angst, zu spät in Penzlich anzukommen und bin deswegen in Werder völlig fertig. Aber es hilft nichts: Nach einer kurzen Trinkpause in der Bushaltestelle geht es weiter und ich habe wieder Glück: Das Ehepaar, das ich in der Prillwitzer Kirche getroffen habe, will auch nach Penzlin und nimmt mich mit zur Kirche.
Dort suche ich dann das Pfarrhaus. Als ich es finde öffnet niemand, also warte ich. Heute Abend ist Konzert in der Kirche und morgen ist Gemeindenachmittag - im Urlaub kann der Pfarrer also nicht sein.

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Das Warten war unnötig, aber nicht umsonst. Der Pfarrer war offensichtlich doch zu Hause und hat nur die Klingel nicht gehört. Als er die blaue Tone an die Straße stellt, treffen wir uns aber doch und ich kann im Gemeindehaus schlafen, einer diakonischen Sozialstation. Nach einer Dusche mit Haarewaschen bin ich endlich wieder mal so richtig sauber und hoffe bloß, dass mein Handtuch bis morgen trocken ist.
Ich spiele inzwischen ganz ernsthaft mit dem Gedanken, meine Unterwäsche zu verbrennen. Mit Waschen scheint da nicht mehr viel zu retten... ich mache es aber trotzdem für einen gewissen Placeboeffekt und weil ich nicht weiß, wo ich hier Ersatz kriegen soll. Es ist ja schon schwierig Lebensmittel zu bekommen! Hoffentlich gibt es hier im Ort eine Kaufhalle - ich hab die Müsliriegel langsam über und das Obst ist alle.
Abgesehen davon ist heute aber ein guter Tag: Die Beine sind müde vom steten auf und ab und ich bin heute viel weiter gekommen, als geplant. So kann ich vielleicht die kommenden Tagesziele auf größere Orte verschieben. Schön wäre das. Und vielleicht laufe ich noch einen Tag raus? Aber erstmal schauen... Wird alles.

20100804

Tag 6 (27.07.10) Priepert - Godendorf - Neustrelitz - Strelitzalt

Weil die Nacht kalt war, breche ich heute etwas später zum ambitionierten Marsch auf. Vor zehn komme ich nicht vom Campingplatz weg. Dort bestätigt mir noch eine Frau meine Befürchtung: In Fürstensee gibt es nichts zum einkaufen. Das ist noch nicht schlimm, nur gibt es am morgigen Tagesziel auch keine Einkaufsmöglichkeit. Ich beschließe das Problem auf dem Weg zu lösen. schließlich bin ich schon spät dran und die Sonne brennt vom Himmel. Ich schlage den Weg durch den Wald ein, biege dann aber offenbar falsch ab, denn wenig später finde ich mich in Düsterförde wieder. Eine grandiose Abkürzung, die leider nicht an der Badestelle vorbeiführt.
In Düsterförde fahren Züge und ich überlege, mit dem Zug nach Neustrelitz zu fahren. Nach einigen Minuten Pause fällt mir aber auf, dass die Züge nicht in Düsterförde halten. Also weiter nach Füstensee und dann mit dem Bus zum Einkaufen. Von Düsterförde-Bahnhof nach Düsterförde-Ort nehme ich den Königin-Luise-Weg. Der ist nur etwas für Menschen, die Wanderungen durch wäldische Wildnis lieben. Zu denen zähle ich mich nicht. Ich mag zwar den wunderbaren Geruch von Nadelbäumen, aber ich schlage mich nicht gerne durchs Unterholz.
Ich schaue also in Düsterförde nach, wann ein Bus fährt. Er fährt in den Ferien aber nur zweimal, morgens und abends. Es ist gerade Mittag. Toll. Ich begebe mich wieder ins Gehölz und schlage mich noch bis Godendorf durch. Vielleicht fahren dort öfter Busse. Doch Fehlanzeige. Der nächste kommt erst nach fünf. Und auf den "Pfad der Verdammten", wie ich ihn nenne, will ich nicht mehr. Vielleicht bringt mich Trampen schneller weg.
Ich stelle mich an die Zufahrt der Europastraße nach Neustrelitz und muss feststellen: Trampen ist hart. Vielleicht härter als Wandern. Schult sehr im Hinnehmen von Ablehnung. Als ich es schon aufgegeben habe und zurück nach Godendorf trotte, um auf den Bus zu warten, hält doch noch eine Frau und nimmt mich mit.
In Neustrelitz gehe ich erstmal in die Stadtkirche und suche die Adressen der Pfarrhäuser. Ich entscheide mich wie üblich nach dem Namen für Pastorin Seidel in Stelitzalt. Danach geht es zu Lidl, den Tamponstatus in den grünen Bereich rücken.
Die anschließenden 3km nach Strelitzalt sind hügelig, heiß und sehr, sehr anstrengend. Aber nicht umsonst: Im Pfarrgarten ist ein Platz für mich frei, das Jugendhaus ist durch eine CVJM-Gruppe belegt. Alles gut, alles schön.

Tag 5 (26.07.10) Rheinsberg - Strasen - Priepert

Heute fühle ich mich ein kleines bisschen wie das Duracel-Häschen. Ich mache mir aber nichts vor - das liegt nur daran, dass ich heute mit einer Familie aus dem Erzgebirge rasten geübt habe. Fünf Kilometer vor Strasen standen sie an einer Raststelle. Eine Viertelstunde zuvor waren sie mit ihren Rädern an mir vorbeigezogen und nun standen sie da. Ich setzte mich dazu, denn ich war schon seit über 10km unterwegs und machte inzwischen Pasue, wo ich konnte. Wir unterhielten uns, ich trank etwas, zog die Schue aus, warf einen Blick auf die Karte... und war dann eigentlich fertig mit rasten. Aber ich blieb sitzen, schließlich machten die andern schon 10min länger Pause. Und die hatten nur wenig Gepäck.
Als sie dann fuhren, blieb ich noch 10min sitzen. Das war nicht einfach. Aber ich bin 19km mit Gepäck noch nie so locker gelaufen, wie heute. Der Zusatz zum Tagesziel, die 3km bis Priepert, waren nur noch zum Spaß und Entspannung. Davor war ich noch in der Strasener Kirche zum Ausruhen und Singen. Ich habe das Gefühl zunehmend freier zu werden. Die Waldetappe war heut sehr schön und glücklicherweise schattig, nicht düster wie letztens.
Jetzt sitze ich hier mit einem Clauthaler extra herb auf dem Campingplatz in Priepert, der teurer ist, aber eine eigene Badestelle hat. Die werde ich gleich noch nutzen.

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Das Wasser ist herrlich! Glasklar und wunderbar kühl. Ich bin wieder halbwegs sauber, erkenne mich im Spiegel kaum wieder. Angesichts der spärlich gesäten Einkaufsmöglichkeiten, bin ich dankbar, mehr als die obligatorischen 3 Not-Tampons eingepackt zu haben, frage mich allerdings, warum ich nicht gleich eine ganze Packung mitgenommen habe - immerhin wiegen die Dinger praktisch nichts. Für die nächste Reise ist das jedenfalls notiert. Genauso wie die Reduktion der T-Shirts: 2 reichen völlig aus. Und ein kleines Microfaserhandtuch genügt - die Dinger trocknen ja fabelhaft! Ich bin gerade an einem Punkt, an dem ich Lust habe, noch so einen Trip zu machen. Später.
Übermorgen ist Bergfest. Erst die Hälfte. Vor lauter Lauferei fühle ich mich meinem Alltag schon sehr fern, aber auf der Übersichtskarte Mecklenburg-Vorpommern, die die ersten vier Etappen nicht zeigt, sieht das, was vor mir liegt noch sehr weit aus und das, was hinter mir liegt eher kurz.
Trotzdem: Das Laufen wird immer schöner und sogar wieder etwas leichter. Ich muss morgen nur daran denken, die wunde Stelle auf dem Fußrücken abzukleben, sonst kann ich nämlich bald gar keine Schuhe mehr anziehen.
Jetzt schnell ins Bett und morgen auf nach Fürstensee!

Tag 4 (25.07.10) Wustrau - Neuruppin - Rheinsberg

Gester war noch eine Jugendcamp-Gruppe aus Chemnitz auf dem Campingplatz, die mit dem Rad nach Stralsund will - langsam habe ich das Gefühl, dass die Küste für alle ein großes Ziel ist.
Heute war ich dann in Wustrau im Gottesdienst, um mir die Studienkollegin meiner Mutter nazuschauen und das nächste Nachtlager zu organisieren. Die Pfarrerin hat aber offensichtlich Urlaub und so musste ich mit ihrer Vertretung Vorlieb nehmen. Der nette Herr konnte mir sagen, dass sich in Rheinsberg ein Pfarrhaus befindet und er schien auch mein Ansinnen, dort zu übernachten, völlig verständlich zu finden.
Nachdem ich gestern die Routen für die kommenden Tage angesehen hatte, wurde mir bewusst, dass ich die Waldetappe Neuruppin - Rheinsberg vielleicht lieber doch nicht zu Fuß zurücklegen möchte. Zu stark ist noch die unschöne Erinnerung an den Luch. Also bin ich heute bis Neuruppin gelaufen und wollte dann mit dem Zug nach Rheinsberg weiter. Es fährt aber kein Zug nach Rheinsberg. Schienen gibt es zwar, aber die werden schon seit Jahren nicht mehr befahren, meinte die Frau von der Bahninformation. Ein Bus fährt aber. Und trotz Sonntag bin ich für die letzte Verbindung noch nicht zu spät dran. Hauptsache, ich finde nach 6 schnell das Pfarrhaus und kann auch dort schlafen.

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Nach schier endlos langen 2 Stunden Warten besteige ich den Bus nach Rheinsberg und habe dabei überhaupt kein schlechtes Gewissen - der Blick aus dem Fenster beweist mir nämlich, dass der Weg durch den tiefsten Wals führt. Ich sitze im Bus ganz vorn und kann so gut das Programm des 70er-80er-Radiosenders verfolgen. Jedes Lied reißt mich mit, so ausgehungert nach Musik bin ich. "If you can't give me love - ah-ah...", ich summe leise mit und bin bester Dinge. Wenn jetzt noch alles mit dem Pfarrhaus klappt... ich weiß noch gar nicht, was ich da sagen will, wenn ich halb Sieben auf der Matte stehe und einen Schlafplatz suche.
Erstmal suche ich aber das Pfarrhaus. Das dauert ein bisschen, weil mich die Rheinsberger Hausnummerierung einfach überfordert. Unter den ganzen Touristen (woher hat Rheinsberg die?) finde ich am Markt ein paar Einheimische, die mir den Weg weisen können.
Als sich die Tür des Pfarrhauses öffnet, ist es, als hätte man nur auf mich gewartet. Ich bekomme einen Schlüssel fürs Gemeindehaus, das mit Flügel, Kühlschrank, Geschirrspüler, Herd und Toiletten voll ausgerüstet ist und ich bekomme sogar noch Tomatensalat. Tomatensalat! Den ganzen Tag schon hatte ich Lust auf 'was salziges und jetzt gibt es Tomatensalat! Es ist ein wunderbarer Urlaub. Und es wird noch besser: Ein Mann, der hier offensichtlich die Musikinstrumente verwaltet und zwei andere junge Menschen schauen sich in den Schränken nach alten Blasinstrumenten um. Als ich frage, was sie damit vorhaben, sagen sie, dass Wir sind Helden in der Nähe ihr neues Musikvideo drehen und dafür noch Blasinstrumente brauchen. Verrückt. Auch deswegen, weil ich letzten irgendwo las, dass ein neues Video gedreht werden soll. Also hier. Morgen. Mit dem Horn, dass ich gerade eben noch bewundert habe.
Für mich soll es Morgen nach Strasen gehen. Ich hoffe, die Schultern machen mit.

Tag 3 (24.07.10) Hakenberg - Wustrau

Die Aussicht auf den Wustrauer Campingplatz hat mich heute beflügelt - anders wäre ich wohl auch nicht durchgekommen.

Der Morgen ist mal wieder verregnet, aber sobald ich auf dem Weg bin, hält der Himmel dicht. Ich schlage mich durch den Wustrauer Luch, der durchkreuzt ist von Wegen, die alle nicht beschildert sind. Unter der dichten Wolkendecke, zwischen faulenden Bäumen und insektenbeherbergenden Gräben fühle ich mich verunsichert. Keine Menschenseele weit und breit - was ist, wenn ich den falschen Weg einschlage?
Als sich zu meiner Rechten endlich der E10 auftut, der mich so schnell wie möglich zur Landstraße bringen soll, stellt sich dieser als völlig überwucherter Trampelpfad heraus - Nein, danke, bevor ich mich erneut dem Ansturm der Bremsen ausliefere, um dann irgendwo mitten in der Pampa zu stehen, bleibe ich lieber noch ein bisschen mutterseelenallein im Luch.
Selbst Rehe habe ich hier noch nicht gesehen, alles wirkt wie ausgestorben. Als sich der dunkle Punkt weit vorne als Mensch herausstellt, weiß ich aber nicht, ob ich mich freuen soll - wer weiß, was das für einer ist? Auch er bleibt vorsichtig und hält den Abstand zwischen uns ziemlich konstant bei ein paar Hundert Metern. Nach einer Weile biegt er vom Weg ab - vielleicht will er dort auf mich warten, um... Unsinn! Die Menschen machen mich noch paranoid: Gestern sprach mich ein älteres Ehepaar auf dem Weg nach Linum an, ob ich ganz alleine unterwegs sei und was meine Familie dazu sagt. Und auch Schwester Anneliese meinte, es könne nicht Gottes Wille sein, dass ich diesen Weg allein gehe - und jetzt seh ich selbst schon Gespenster!
Der Mann taucht - immer noch in weiter Entfernung - wieder auf dem Weg auf. Er hatte in der Einmündung offensichtlich sein Fahrrad abgestellt, mit dem er nun Richtung Norden - fort von mir - fährt.
Ein paar Hundert Meter weiter gabelt sich der Weg. Der Mann hat die linke Abzweigung genommen, während ich nach rechts muss, um die Landstraße und schließlich Wustrau zu erreichen. Zumindest glaube ich, dass ich rechts abbiegen muss, allerdings laufe ich schon seit ein paar Kilometern nur noch nach Himmelsrichtung.
Als ich mich mit ein paar Schlucken Wasser auf die hoffentlich letzten Kilometer Einsamkeit vorbereite, kommt der Radfahrer wieder vorbei. Im gemächlichen Vorbeifahren versichert er mir, dass der Weg tatsächlich nach Wustrau führt - ausgezeichnet! So stapfe ich weiter vor mich hin. Ohne Pause, denn ich habe den Verdacht, dass die Kaufhalle in Wustrau - sofern es eine gibt - am Samstag nicht besonders lange geöffnet hat. Mit dem Kompass die ungefähre Uhrzeit festzustellen ist bei diesem wolkenverhangenen Himmel nicht möglich und in der Einöde habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Also weiterweiterweiter. Bis schließlich - "Autos! Ich sehe Autos!", vielleicht doch besser, dass ich allein gehe, das erspart manche Peinlichkeit. Als ich endlich die Landstraße betrete, kann ich das Ortsschild von Wustrau schon sehen.
Ich erkundige mich nach einer Kaufhalle und - Gott sei Dank! - es gibt eine! Da es erst halb elf ist, hat sie sogar noch offen. Der Mann, der mir diese großartige Mitteilung macht, hat noch ein paar warme Worte für mich und Wegbeschreibung zu Campingplatz und Badestelle. Eine wahr Goldgrube!
Ich kaufe, was zu kaufen ist und setze mich auf die nächstbeste Bank. Geschafft. Tagesziel erreicht. Und das noch vor elf. Sobald ich mich wieder bewegen kann, suche ich den Campingplatz und darf dort für 5,25€ übernachten, duschen und Wäsche waschen - es ist himmlisch! Ich baue das Zelt zum Trocknen auf, verschiebe die Dusche aber zu Gunsten einiger Telefonate und einer Dorfbesichtigung.
Die Kirche ist überraschend schön und weil ich Herrn Schmidt, der die offene Kirche betreut, irgendwie sympathisch bin, darf ich auch mal an die Orgel, die absolut grandios klingt. Ich genieße den Spaziergang durchs Dorf, so ganz ohne Gepäck. An der Badestelle schrubbe ich meine Füße mit Sand, bis sie wieder hautfarben sind, dann gehe ich duschen und benutze diese revolutionäre Erfindung - WC.
Jetzt ist es halb vier. Ich werde noch eine Runde durchs Dorf drehen und die morgige Route planen.

Tag 2 (23.07.10) Tietzow - Hakenberg

Es regnet. Es hat fast die ganze Nacht hindurch geregnet und es sieht nicht so aus, als würde es bald aufhören. Ich gebe dem Himmel noch bis zum Mittag Zeit, dann packe ich mein nasses Zelt zusammen und gehe weiter - wenigstens bis Linum will ich heute noch kommen. Einen Tag ganz zu pausieren ist bei dem spärlichen Vorkommen von Einkaufsmöglichkeiten nicht drin. Zudem hab ich die letzte Chance in Börnicke verpasst und muss jetzt vor Sonntag nochmal den Lebensmittelvorrat auffüllen.

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Die 14km von Tietzow bis Linum liefen sich heut sehr schnell - das lag aber wahrscheinlich an den Tieren:
Nachdem ich das nasse Zelt eingetütet habe, gibt es erstmal Rehe, Hasen, Wildschweine und eine Reiherkolonie zu sehen. Als der Weg dann aber eine Biegung macht, kommen ganz andere Tiere dazu: Plötzlich fliegen mir Bremsen ins Gesicht und umschwirren mich. Eine Zeit lang halte ich es um mich schlagend aus, aber dann habe ich genug. Ich jogge mit Gepäck, bis ich endlich wieder Asphalt unter den Füßen habe. Dabei verliere ich zwischendurch den Wanderweg und muss die Pause in Kuhhorst ausfallen lassen, weil das nun nicht mehr auf dem Weg liegt. Entlang der Landstraße nach Linum ist aber schlicht kein Platz zum rasten, sodass ich mich eben bis dorthin weiter durchprügele, um dort schließlich völlig erschöpft auf eine Bank zu sinken.
Auf dem Weg in das Dorf habe ich eine Kirche gesehen und schöpfe Hoffnung, dort ein Pfarramt mit fließend Wasser und Garten zum Zelt zu finden. Diese Hoffnung steigert sich ins Unermessliche, als ich während meiner Pause eine Diakonisse erspähe. Schwester Anneliese hat zwar einiges über die Kirche zu erzählen, muss aber meine Hoffnung bezüglich des Pfarrgartens zerschlagen. Also heißt es weiter nach Hakenberg, schließlich ist noch früher Nachmittag.
Am Rande des Weges ist auf der Karte ein See eingezeichnet. Den wollte ich erreichen, um dort zu zelten. Weil meine Beine aber von der morgendlichen Joggingtour ziemlich erschöpft sind und der Weg im Wald nur noch vage ausgezechnet ist, nehme ich kurzer Hand die Langstraße und werde dann den letzten Kilometer nochmal gefahren.
Bei meiner Pause am Ortsausgang Hakenberg treffe ich 2 junge Mönner, die mit dem Rad von Berlin nach Rostock unterwegs sind. Heute wollen sie noch bis Neuruppin - da komme ich wohl erst übermorgen an.

Das Schlafen wächst sich derweil zum Problem aus. Ich habe mein Zelt auf eine Bremsenwiese gestellt und mich dann hinein geflüchtet. Nun warte ich, dass jemand kommt und mich wegschickt. Die Nächte sind bisher am Schlimmsten. Tagsüber sind alle aufgeschlossen und hilfsbereit, nachts fühle ich mich wie ein Verbrecher, jemand, der gelitten ist, nicht willkommen.
Morgen will ich in Wustrau schauen, ob ich auf den Campingplatz komme. Dieses unsichere Schlafen tut mir nicht gut: Sobald ich im Zelt liege, überlege ich, alles abzublasen und nach Hause zu fahren. Noch nicht. Noch.

Tag 1 (22.07.10) Wustermark - Tietzow

Ich sitze im Zug nach Wustermakr und habe auf einmal mächtig Schiss. Der Rucksack war schon auf dem Weg zum Bahnsteig ziemlich schwer... Habe ich mir da vielleicht zu viel vorgenommen? Es soll mein Abenteuer sein, mein Ausgleich für die letzten 3 Jahre Bachelor. Und auch ein Friedensangebot an mich selbst. Deswegen geh ich den Weg auch alleine - um mit mir Frieden zu machen, um ihn mit mir auszuhandeln.
Noch 2 Stunden Fahrt. Dann Weg und Herausforderung und los.

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So. Meine Füße sind dunkelgraufastschwarz und die ersten Blasen hab ich auch. Aber das ist nebensächlich - ich habe das Tagesziel erreicht!
In Wustermark angekommen gilt es erstmal den Wanderweg zu finden. Dieser versucht dann die dreiviertel Stunde Herumirren durch sanftes Havelkanalgeplätscher wieder auszugleichen. Endlich bin ich auf dem Weg! Endlich geht es los. Durch den Wald geht es nach Brieselang, wo ich nach der ersten Pause den Weg auch schon wieder verliere - vielleicht sollte es nächstes Mal doch eine Karte mit besserer Auflösung sein? Durch stures nordwärts Gehen findet sich der Weg aber wieder und er führt mich durch den Glien nach Perwenitz. Nach ein paar Schlucken Leitungswasser vor der Coca-Cola-Niederlassung muss ich ein Stück auf der Bundesstraße nach Paaren laufen. Inzwischen tun meine Füße weh und ich gehe leicht gebückt - da ist es mit sehr recht, dass mich kurz vor Paaren eine Frau aufliest und bist Börnicke mitnimmt. Sie erzählt mir etwas über die Gegend, darüber wie sie in ihrer Jugend in den Harz getrampt ist und was mich auf meinen nächsten Stationen noch so erwartet. Dann wünscht sie mir noch vie Erfolg und ich mache mich wieder auf den Weg.
Von Börnicke sind es nur noch 3 km bis Tietzow. Aber 3 sehr schmerzhafte. Als ich ankomme, stelle ich fest, dass es dort nichts zum einkaufen gibt. Also lege ich mich auf den Spielplatz, warte darauf, dass ein gewisser Erholungseffekt eintritt und dass es Abend wird. Dann klingle ich irgendwo, um meine Wasserflaschen auffüllen zu lassen, rufe zu Hause an und suche einen Platz für mein Zelt. In meinem Kopf läuft dazu die ganze Zeit "endlich in Farbe" von Senor Matze Rossi. Ich baue mich auf einem brachliegenden Feld auf und schlafe ein, während die Abendsonne noch aufs Zelt scheint.

Tourplan

Tag 1 Wustermark - Tietzow
Tag 2 Tietzow - Wustrau
Tag 3 Wustrau - Neuruppin
Tag 4 Neuruppin - Rheinsberg
Tag 5 Rheinsberg - Strasen
Tag 6 Strasen - Fürstensee
Tag 7 Fürstensee - Blumenholz
Tag 8 Blumenholz - Puchow
Tag 9 Puchow - Wolde
Tag 10 Wolde - Werder
Tag 11 Werder - Krusenfelde
Tag 12 Krusenfelde - Bandelin
Tag 13 Bandelin - Greifswald